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Lesung Ulrike Draesner am 14.3.2015: Krieg, Flucht, Vertreibung – und die vielfachen Verflechtungen in der Mitte Europas

Krieg, Vertreibung, Traumatisierungen bis hinein in die nächsten Generationen – und Affenforschung. Die vielfach ausgezeichnete Autorin Ulrike Draesner las am Samstag, 14.3., um 10.00 Uhr in Schwäbisch Gmünd St. Anna aus ihrem Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“.

Die Dramatik von politischer Geschichte und ihre Wirkunen sind uns heute wieder so nah: die Bedrohung durch die Krise in der Ukraine; immer öfter vor unserer Haustüre die erschütternde Begegnung mit Menschen, die Krieg, Flucht, Lager und viel Gewalt erleben mussten.

Mit sieben Sprüngen aus wechselnden Perspektiven entfaltet Ulrike Draesner (u.a. 2001 Hölderlin-Förderpreis, 2006 Drostepreis der Stadt Meersburg) in ihrem neuesten Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“, einem regelrechten Schmöker von 555 Seiten, ein großes zeitgeschichtliches Panorama: Anhand von vier Generationen zweier Familien schildert sie deutsche Geschichte und Gegenwart und ihre Verflechtungen mit den Nachbarländern im Osten. Es geht um die Erfahrungen von Krieg, um Vertreibung, Flucht und Gefangenschaft, aber auch um die Gegenwart: Wie gehen die Romanfiguren mit der Vergangenheit, mit dem Verlust von Heimat um? Wie weit sind sie traumatisiert, und wie weit geht das Leid auf die nachfolgenden Generationen über? Wo liegen die Unterschiede zwischen der Kinder- und Enkelgeneration?

Einmalig ist die Weitung der Perspektive deutscher Geschichte nach Osten: nach Polen, ins ehemalige Schlesien, und bis hin zur Ukraine, ins ehemalige Lemberg. Die Lebenswege der aus Schlesien geflohenen Grolmanns kreuzt Draesner mit dem Schicksal einer aus Lemberg nach Breslau/Wrocław umgesiedelten Familie. Die Geschichten werden zum Spiegel von hundert Jahren mitteleuropäischer Geschichte. Sie erzählen von den Mühen und Seligkeiten zwischen Eltern und Kindern, von Luftwurzeln, Freiheit und Migration, mit immer wieder aufblitzendem Humor und Kombination mit dem hintergründig wichtigen Thema Affen- und Verhaltensforschung. Sie zeigen, wie sich seelische Landschaften von einer Generation in die nächste weitervererben.

Ulrike Draesner, geb. 1962 in München, heute freie Schriftstellerin in Berlin, stammt selbst aus einer schlesisch-bayerischen Familie. Die Fluchtgeschichte der Vaterfamilie spielte im Außenraum keine Rolle; es gab keine Sprache dafür. Draesner, die auch als Autorin von Gedichten hochgelobt wird, hat eine großartige Sprache für diese Not gefunden, mit Bildern und Metapher, stellenweise bis hinein ins Lyrische. So bekommen die einzelnen Figuren, die abwechselnd zu Wort kommen, eine fast schmerzhafte Lebendigkeit.

Zeitungsbericht aus der Rems-Zeitung (19.3.2015)